30.04.2025 14:42

Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

Besuch der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau – ein bewegender Lerntag mit nachhaltiger Wirkung

Als Klassenlehrerinnen der Fachschule für Sozialwesen begleiten wir unsere angehenden Erzieherinnen und Erzieher nicht nur durch den schulischen Alltag, sondern möchten ihnen auch Gelegenheiten bieten, Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Im April besuchten wir gemeinsam mit beiden FSE 23-Klassen die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, einen historischen Lernort mit besonderer Bedeutung für die pädagogische Praxis und Haltung.

Nach einer thematischen Einführung durch Frau Weiß, Mitarbeiterin der Gedenkstätte, erkundeten die Lernenden die aktuelle Ausstellung. Besonders eindrücklich war die anschließende Führung durch die Dunkelzellen und den sogenannten „Fuchsbau“, ein unterirdischer Arrestbereich. „Wenn ich mir vorstelle, dass dort wirklich Kinder über Tage hinweg eingesperrt worden sind, wird mir ganz anders zumute“, so eine Schülerin. Die bedrückende Atmosphäre dieser Orte war für viele unserer Schüler, vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen aus dem Blockpraktikum, schwer auszuhalten und ließ das Thema intensiv und greifbar werden.

Ein besonderer, wenn auch zutiefst bewegender Programmpunkt war das Zeitzeugengespräch. Moderiert von Frau Weiß, erzählte eine ehemalige Insassin des Jugendwerkhofs eindrücklich von Isolation, Zwang und körperlicher wie psychischer Gewalt: „Viele wurden weggesperrt, weil sie nicht ins System passten – nicht wegen wirklicher Straftaten.“ Die Schilderungen berührten tief: „Das gebrochene Vertrauen und der totale Kontrollverlust haben mich besonders betroffen gemacht“, formulierte eine Fachschülerin im Nachgang.

In den anschließenden Reflexionen wurde deutlich, wie sehr dieser Besuch zum Nachdenken anregte – auch mit Blick auf die eigene zukünftige Rolle als pädagogische Fachkraft. So äußerte eine Fachschülerin: „Der Besuch in Torgau sensibilisiert mich für die Bedeutung von Menschenrechten, Würde und partizipativer Pädagogik. Er erinnert daran, wie wichtig es ist, junge Menschen ernst zu nehmen, sie zu stärken, statt zu brechen und institutionelle Macht kritisch zu reflektieren.“

Ein anderer Fachschüler merkte an: „Mir war die Heimsituation in der DDR noch völlig unbekannt. Ich fand es sehr erschreckend, wie die Zustände dort waren. Umso wichtiger ist es, dieses Stück Geschichte zu kennen. Eine gewaltfreie Erziehung war bis vor knapp 30 Jahren noch nicht selbstverständlich. Wir müssen dafür sorgen, dass es nie wieder so weit kommt.“

In der gemeinsamen Auswertung wurde der Wunsch geäußert, den Bogen noch stärker zur heutigen Jugendhilfe zu schlagen – etwa durch Fallvergleiche oder Diskussionen. Denn: „Solche Lernorte sind wichtig, um historische Verantwortung zu übernehmen und aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen.“

Unser Fazit: Der Besuch in Torgau war erschütternd und eindrucksvoll zugleich. Er hat nicht nur Wissen vermittelt, sondern eine Haltung gestärkt: Für eine menschenwürdige, empathische und reflektierte Pädagogik – in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Ein herzlicher Dank gilt der Brück-Most-Stiftung für die finanzielle Förderung über „Lernorte in Sachsen“. Diese Unterstützung hat unsere Exkursion in Torgau möglich gemacht.

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